Schatzkammer

Öffnungszeiten (April-September):
Schatzkammer1
montags bis freitags geschlossen
samstags, sonn- und feiertags 13:00 - 16:15 Uhr
Letzter Einlass ist jeweils um 16:00 Uhr.
 
Von Oktober bis März bleibt die Schatzkammer geschlossen.
 
Für Gruppen ab 10 Personen und auf Voranmeldung ist die Besichtigung auch zu anderen Zeiten möglich.
Bitte klären Sie die Termine per Mail mit unserer Klosterinformation ab: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
 
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
 
Eintritt: 4,00 €     erm. 3,00 €
Telefon/Fax: 035796 / 99444 (Klosterinformation)
 
Hinweis
Gruppen, die nach einer Besichtigung der Schatzkammer einen Besuch im Klostercafé St. Michael planen, sollten sich dort gesondert anmelden. Das Café ist ein Arbeitsbereich für behinderte Menschen und ein Ort inklusiver Begegnung. Unangemeldete Gruppen sind daher gegebenenfalls nicht zu koordinieren und können nicht berücksichtigt werden.
 
 
„Gott hat an allen Dingen genug: Nur allein die Berührung der Seele wird ihm nie genug.”
Mechthild von Magdeburg
 
Dieser Ausspruch der Hl. Mechthild scheint nicht ganz in den Kontext einer Ausstellung zu passen. Und doch weist er auf das Wesentliche dieser hin.
Der Schatz eines Menschenliegt nicht im finanziellen oder historischen Wert der Sache oder in der Leistungsfähigkeit der Person. Der Schatz ist das Da-Sein der Person, des Gegenüber, des Du und dessen Botschaft.
Manchmal sprechen Dinge von Personen, von deren Lebensgeschichten, die uns nahe und sehr wichtig sind – diese Dinge können uns zum Schatz werden da sie im Herzen Platz finden.
 
Eine klösterliche Schatzkammer hat einen besonders wertvollen Schatz zu hüten: „die Berührung der Seele mit Gott” – wie es Mechthild von Magdeburg sagt. Und eigenartigerweise lässt sich dieser Schatz nur hüten, indem man ihn weitergibt, von ihm erzählt, ihn auf irgendeine Art und Weise sichtbar macht. Dieser Versuch des Sichtbarmachens des Verborgenen nahm in der Kunst und Geschichte die vielfältigsten Formen und Farben an.
Wie in anderen Klöstern wurde auch in St. Marienstern diese Art der Gottesbegegnung – mittels der Kunst, in Kunstwerken – gefördert. Das Betrachten der Bilder, das sich Hineinversetzen in die dargestellte Situation, das Wahrnehmen von Farbe und Form machen den Glauben auf eine sinnliche Weise erfahrbar und verstehbar, wie es sonst nur selten in so reichem Maß möglich ist.
 
Farben und Formen – aus welcher Zeit auch immer – ermöglichen es, Dinge zu berühren. Diese Berührung geht weit über das Sehen hinaus, sprengt die Grenzen des Verstandes. Wir be-greifen im wahrsten Sinne des Wortes. In der Berührung strömt das Leben, schenkt sich Wärme und Liebe.Schatzkammer6
Jahrhundertelang sah man besonders in Klöstern in den Andachtsbildern, Reliquien und den so genannten profanen Dingen Wegweiser zu Gott. In allem konnte man sein phantasievolles schöpferisches Wirken erkennen. Leider sind wir heute blind geworden für diese Art des Sich-Mitteilens Gottes. Die Schatzkammer sei eine Einladung, unsere Sinne zu sensibilisieren, um Verborgenes wieder wahrnehmen zu können und sich daran zu freuen.
Sicher hat sich auch im Kloster die Art der Verehrung dieser Bilder bzw. des sich darin Aussprechenden mit der Zeit gewandelt. Jedoch das Suchen nach Gott und seiner Botschaft, auch in der Kunst, bleibt und verspricht ein spannendes Abenteuer zu werden.
 
Dieses Suchen nach der Wahrheit, letztlich nach Gott, erfahren wir hier im Kloster immer wieder durch Menschen, die unser Kloster besuchen, uns begegnen. Die Schatzkammer möchte diesen Suchenden Gelegenheit bieten, von einer Lebensform zu erfahren, die in der heutigen Zeit schon fast vergessen ist und in Frage gestellt wird. Indem die Kunstwerke die Geschichte dieses Hauses und der mit ihm verbundenen und darin lebenden Menschen erzählen, bringen sie dem einen oder anderen vielleicht doch ein wenig Klarheit in das Meer seiner Fragen, auch in der Frage nach Gott. Außerdem scheint es uns wichtig, die vielen – oft falschen – Vorurteile, die Klöstern anhaften ein wenig abzubauen; dazu bieten offene Augen und u. a. Gespräche mit Ordensschwestern die Möglichkeit.
 
Gott schenkt sich in der Freude, und es ist unser Wunsch, dass Sie diese hier im Kloster erfahren und dadurch mit dem Ursprung der Freude in Berührung kommen. Die Schatzkammer ist ein Versuch, Sie an dieser Form der Begegnung mit Gott teilhaben und in der Geschichte des Menschen mit seinem Gott die Freude herausspüren zu lassen. Sie lädt im Bernhardhaus des Klosters seit dem 15. August 1999 zum Besuch ein: In zwölf Räumen werden rund 150 kostbare Kunstwerke gezeigt. Zeitlich spannt sich der Bogen vom 13. bis ins 19. Jahrhundert. Die Kontinuität der Klostergeschichte wird fassbar, aber auch der Wandel. Kunstwerke für Andacht und Liturgie führen die Grundanliegen und Inhalte des Klosterlebens vor Augen. Andere Gegenstände zeugen von der jahrhundertelangen Herrschaft und Repräsentation des Klosters innerhalb des Machtgefüges der Oberlausitz.
 
Meisterwerke gotischer Goldschmiedekunst, zauberhafte Mariendarstellungen und liebreizende JesuskindfigurenSchatzkammer4, Perlstickereien und leuchtende Buchmalereien lassen die Einbindung St. Mariensterns in die Kultur Mitteleuropas deutlich werden. Zudem ermöglichen viele der Holzskulpturen und Gemälde eine Vorstellung vom besonderen frauenklösterlichen Bilderverständnis und dem Umgang der Schwestern mit der Kunst.
Die Schatzkammer ist ein Ort der Begegnung, der Begegnung mit Glaubensinhalten, mit einem Kloster, mit einer überraschenden Bilderwelt und eben auch mit der Sprache und Kultur der Region, die eng mit der Geschichte des Klosters verbunden sind.Schatzkammer5
 
In der Schatzkammer des Klosters St. Mariensternwurden im August 2002 vier neue Ausstellungsräume eröffnet. Im Torhaus wird nun das Klosterland vorgestellt, die Prägung von Zeit und Menschen durch das Kloster und seine Herrschaft. Die reiche regionale katholisch-sorbische Kultur steht in Ergänzung zu den kostbaren Kunstwerken aus klösterlichem Besitz im Mittelpunkt der neuen Präsentation.
Dank vielfältiger Unterstützungist es möglich geworden, neben dem alten Gästehaus mit der Schatzkammer auch das historische Torhaus des Klosters zu sanieren und zu restaurieren. Seit langem ungenutzte und baufällige Räume konnten wieder gewonnen werden. Zunächst konnte 2000-2002 das Sorbische Museum die Räume nutzen, während sein eigenes Domizil auf der Bautzener Ortenburg erneuert wurde.
Die Besucher erfahren hier Näheres zur Umgebung von St. Marienstern, zu Land und Leuten. Zeugnisse der Klosterherrschaft, die alte Turmuhr von 1819, die im Klosterland die Zeit angab, Erinnerungen an die klösterlichen Diener und Untertanen und Belege für das soziale und wirtschaftliche Wirken des Konvents stehen im Mittelpunkt des ersten Raumes. Dann werden Geschichte und Kultur der Bewohner des Klosterlandes vorgestellt, Vergangenheit und Gegenwart der katholischen Sorben.
Den größten Raum des Torhauses, das Sebastianzimmer, beherrscht die barocke Figur der Madonna, die jahrhundertelang zur Wallfahrt nach Rosenthal getragen wurde. Schatzkammer3Bunte Fahnen und silberne Ex votos, Votivgeschenke in Form von Augen, Brüsten, Beinen, Armen, Herzen führen ins Zentrum der regionalen Frömmigkeit, nach Rosenthal. Erstmalig gezeigte Schätze aus der Wallfahrtskirche – etwa eine kostbare Silbergarnitur, die der Kaiser Leopold 1678 der Muttergottes dargebracht hat – oder ein spätgotisches Messbuch werden hier ebenso präsentiert wie ungewöhnliche Zeugnisse alter religiöser Traditionen von Kindbettbildchen bis Karfreitagsklappern oder das mit Kaurimuscheln verzierte Geschirr der Osterreiter. Der letzte Raum führt weiter in die Geistesgeschichte. Bildungswesen, Klosterschulen und herausragende Persönlichkeiten der Region – allen voran der wichtigste sorbische Dichter des 19. Jahrhunderts, Jakub Bart-Ćišinski aus Kuckau – sind mit wichtigen Exponaten vertreten.
 
Mit dem Bezug auf noch lebende Dichter und Dichterinnen wird der Bogen bis in die Gegenwart geschlagen. Zu den bisher ausgestellten rund 250 Exponaten aus den Sammlungen der Zisterzienserinnenabtei kommen weitere fast 100 Werke dazu, darunter auch einige Leihgaben aus Rosenthal, von Schülerinnen und Schülern der Panschwitzer Schule und von privaten Leihgebern.
 
Publikation:
Heinrich Magirius/Marius Winzeler:
Im Glanz der Ewigkeit. Kunstwerke im Kloster St. Marienstern,
Verlag Janos Stekovics, Halle/S. 1999
 
Die Einrichtung der Schatzkammer wurde gefördert durch die Sächsischen Staatsministerien für Finanzen, für Wissenschaft und Kunst und für Wirtschaft und Arbeit, durch das Bistum Dresden-Meißen sowie die Ostdeutsche Sparkassenstiftung.
An dieser Stelle sei allen Sponsoren und Helfern gedankt.