Klosterland
Für etliche Oberlausitzer Dörfer beginnt die Geschichte mit der Gründung von St. Marienstern. In den Stiftungs- und Schenkungsurkunden des 13. Jahrhunderts sind ihre Namen erstmals erwähnt: Kuckau, Naußlitz, Panschwitz, Prautitz, Ralbitz, Rosenthal, Schweinerden, Zerna u. a.. Jahrhunderte lang blieben Zeit und Raum, Land und Leute mit der Abtei eng verbunden. Bis ins 19. Jahrhundert gebot die Mariensterner Äbtissin über rund 60 Dörfer und zwei Städte – Wittichenau und Bernstadt auf dem Eigen. Im Kloster wurde Recht gesprochen und selbst die „hohe Gerichtsbarkeit”, bei der es um Leib und Tod ging, stand St. Marienstern zu.
Das Kloster gehörte zu den größten Grundherrschaften der Oberlausitz. Das fruchtbare Land am Klosterwasser sicherte gute Erträge. Mit sechs Vorwerken bewirtschaftete das Kloster als Gutsherrschaft einen Teil seines Besitzes selbst. In den Klosterdörfern agierte es als Grundherrschaft, der die erbuntertänigen Bauern, Häusler und Gärtner mit Abgaben und Dienstleistungen verpflichtet waren. Verwaltet wurde der Betrieb nur vom Klostervogt, einem Kanzler oder Sekretär und einem Kornschreiber.
Die Landwirtschaft sicherte dem Kloster die Existenz. Zudem beförderte zisterziensischer Innovationsgeist die wirtschaftliche Entwicklung der Region: Schäfereien und Fischteiche trugen zur Kultivierung des Landes bei, das Kloster legte Weinberge an, begründete den Hopfenanbau; Handwerk, Wissenschaft und Bildung erhielten Impulse und Förderungen.
In manchen Klosterdörfern konnte sich ein wohlhabender, selbstbewusster Bauernstand entwickeln. „Unter dem Krummstab ist gut leben” heißt es. Tatsächlich war die Abgabenlast erträglich. Die Klosteruhr bestimmte die Arbeitszeit, Frondienste wurden jedoch weniger verlangt als in den weltlichen Herrschaften. Erst im 19. Jahrhundert befreiten sich die Bauern vom herrschaftlichen Joch – und blieben weiterhin dem Kloster eng verbunden. Da die sorbische Sprache und Kultur hier kaum unterdrückt worden waren, blieben sie besonders lebendig.
Um mehr über die Geschichte des Klosters und seiner Umgebung zu erfahren, lohnt sich ein Besuch auf der Homepage unseres Archivs.
Zisterzienserinnen-Abtei St. Marienstern - Zeittafel
Streiflichter der Vergangenheit und Gegenwart
1248 Gründung des Klosters St. Marienstern durch die Familie der Herren von Kamenz – Einrichtung des Klosters im Spital in Kamenz
1264 Die Markgrafen von Brandenburg gewähren der Abtei ihren Schutz.
Aufnahme St. Mariensterns in den Zisterzienserorden.
Das Kloster Altzella (Nossen) übernimmt die Visitationspflicht.
Ab 1270 Hauptbauzeit: Bernhard III. von Kamenz, Berater des Herzogs von Breslau und Kanzler des Königs von Böhmen, sorgt für Bau und Ausstattung der Kirche und der Klosteranlage. Er sichert das Kloster durch großen Grundbesitz.
1296 Bernhard, während seiner letzten Lebensjahre Bischof von Meißen, wird nach seinem Tod in der Klosterkirche beigesetzt.
1318 Die Könige von Böhmen werden Landesherren von Ober- und Niederlausitz. Sie übernehmen den Schutz des Klosters.
1429 Hussiten plündern und brandschatzen das Kloster; das Kirchdach brennt ab.
1540 Reformation: Das Kloster Altzella wird vom sächsischen Kurfürsten aufgehoben. Das Zisterzienserstift Neuzelle in der Niederlausitz übernimmt im Wechsel mit den böhmischen Zisterzienserklöstern die Visitationspflicht über Marienstern.
1635 Die Lausitzen werden Teil des Kurfürstentums Sachsen. Der Fortbestand der katholischen Kirche in den Lausitzen bleibt durch die Beschlüsse des Prager Friedens (Traditionsrezess) gesichert.
1639 Dreißigjähriger Krieg: Die Schweden fallen in Marienstern ein, sie plündern und beschädigen das Kloster; der Konvent flieht in das Kloster Blesen/Bledzow in Polen.
1697 Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen wird König August II. von Polen und konvertiert dafür zum Katholizismus. Seither bestehen enge Verbindungen zwischen dem Kloster und dem sächsischen Herrscherhaus.
1706 Nordischer Krieg: Flucht des Konvents vor den Schweden nach Leitmeritz/Litoměřice.
1716-32 Unter der Äbtissin Cordula Sommer erhält das Kloster sein barockes Aussehen.
1817 Nach der Auflösung von Neuzelle und vieler böhmischer Klöster während der Säkularisation wird der Abt von Osseg/Osek Visitator der Zisterzienserinnen von Marienstern.
1826 Eröffnung des St. Josephs-Instituts, einer höheren Mädchenschule mit Internat.
1833-72 Ablösung der Klosterdörfer, die Untertanen können sich freikaufen.
1848 In den Revolutionstagen wird ohne Erfolg die Auflösung des Klosters gefordert.
1871 Einführung der päpstlichen Klausur mit strengeren Regeln des Gemeinschaftslebens.
1923 Erste Diözesansynode des 1921 wiedererrichteten Bistums Meißen in St. Marienstern.
1939/1940 Die Klosterschulen müssen auf Betreiben der Nationalsozialisten geschlossen werden.
1940 Im Kloster werden Flüchtlinge aus Bessarabien untergebracht.
1945 Zweiter Weltkrieg: Flucht eines Teils des Konvents nach Osseg/Osek in Böhmen.
1953 Das Kloster mit seinen Gütern wird Gesellschafter der „Kircheneigenen Land- und Forstwirtschaft“. Damit waren die Güter während der kommunistischen Herrschaft vor Enteignung geschützt.
1973 Eröffnung des Maria-Martha-Heimes für geistig- und mehrfachbehinderte Mädchen. Die Klosterbrauerei muss ihre Produktion einstellen. Mit der Zeit ergänzen eine Förderwerkstatt und eine Förderschule die Arbeit mit Behinderten im Kloster.
1966-98 Umfassende Erneuerung der Klosteranlage.
1991 Auflösung der „Kircheneigenen Land- und Forstwirtschaft“ und Rückführung der land- und forstwirtschaftlichen Flächen des Klosters, die heute wieder vom Kloster bewirtschaftet werden.
1998 750-Jahrfeier, Erste Sächsische Landesausstellung „Zeit und Ewigkeit“.
1999 Eröffnung der Schatzkammer, Gründung des Freundeskreises
MW