Anlage

Sanfte Hügelzüge, weite Felder, alte Alleen, kleine Dörfer und stille Wälder: Die Oberlausitz im Osten des Freistaates Sachsen hat viel idyllische Natur zu bieten. Inmitten dieser Landschaft liegt am Rande des Dorfes Panschwitz-Kuckau das Kloster St. Marienstern.
Luftbild Für die Geschichte und Gegenwart des Klosters waren und sind die nahen städtischen Zentren wie Bautzen, Dresden und Görlitz sehr wichtig. Die direkte Lage an der Via Regia, der Hohen Strasse, ermöglichte durch Handelnde, Reisende und Pilger einen regen Austausch zwischen Welt und Geist, welcher sich unter anderem im Bau und in der Kunst des Klosters widerspiegelt.Nepomuk
 
Die heutige Klosteranlage ist geprägt durch die im 18. Jahrhundert erfolgte Barockisierung im böhmischen Stil der damaligen Äbtissinnen und durch die zisterziensische rot-weiße Farbgebung, angelehnt an den rot-weiß (silber) geschachteten Schrägbalken im Wappen des Hl. Bernhard von Clairvaux. Sie gliedert sich in den Klosterkomplex mit Kirche und Konventgebäuden und den Klosterhof mit seiner umliegenden Bebauung. Im Norden zur Straße hin ist dies im Wesentlichen die Toranlage und die heutigen Gästehäuser, die früher als Wohn- und Gästehäuser für die Geistlichkeit dienten (Kanzlei, Propstei, Kaplanei). Im Westen und Süden liegen die ehemaligen Wirtschaftsgebäude, welche nach intensivem Um- und Ausbau heute größtenteils zu den Behinderteneinrichtungen gehören.
 
 
 
Plan des Klosters
Klosteranlage
1 Klosterkirche, 2 Kreuzgarten, 3 Ostflügel der Klausur, Konvent, 4 Südflügel der Klausur, Refektorium, 5 Abtei, 6 Neuer Konvent, 7 Noviziat, 8 Kon-
ventfriedhof, 9 Herrenfriedhof, 10 Konventgarten, 11 Gartenhaus, 12 Noviziatsgarten, 13 Ernährungs- und Kräuterzentrum, 14 Konradhaus (Gäste-haus), 15 Kaplanei (Gästehaus), 16 Kaplaneigarten, 17 Propstei (Gästehaus), 18 Propsteigarten, 19 Kanzleigarten, 20 Bernhardhaus (Klosterstübel, Schatzkammer, Roter Saal), 21 Torhaus, 22 Pfarrvikarie, 23 Klosterscheune, 24 Beamtenhaus, 25 Josefshaus (Wohnheim), 26 Teresahaus (Wohn-heim), 27 Martinshaus (Wohnheim, Verwaltung), 28 Annahaus (Wohnheim, ehem. Brauerei), 29 Klosterhof, 30 Dreifaltigkeitssäule, 31 Mariensäule,
32 Nepomuksäule, 33 Löwenbrunnen, 34 Verbindungsgang vom Gästehaus zur Kirche, 35 Parkplatz, 36 Klosterwasser, 37 Klostermauer
 
 
Klausur
„Das Kloster soll, wenn möglich, so angelegt sein, dass sich alles Notwendige innerhalb des Klosters befindet.”
Aus der Regel des Heiligen Benedikt
Der innere Lebensraum der klösterlichen Gemeinschaft ist die Klausur. Es ist ein abgeschlossener Bereich, zu dem nur die Mitglieder der Gemeinschaft Zugang haben und den sie ohne weiteres nicht verlassen. Dazu gehören der Kapitelsaal, der Kreuzgang, das Refektorium, der Konventbau mit Dormitorium, den Zellen und Arbeitsräumen der Schwestern, ein Garten sowie auch die Abtei.
Die Distanz zur Geschäftigkeit der Welt und die Stille der Räume geben einen äußeren Rahmen, um innerlich still und ruhig zu werden, um den eigenen Lärm in sich wahrzunehmen und zur Ruhe zu bringen, um wachsam zu sein und auf den leisen Anruf Gottes zu hören.
 
Kapitelsaal
Kapitelsaal1„Diese Regel soll nach unserem Willen in der Gemeinschaft oft vorgelesen werden, damit sich keiner der Brüder mit Unkenntnis entschuldigen kann.”
Aus der Regel des Heiligen Benedikt
Täglich versammelt sich die klösterliche Gemeinschaft zur gemeinsamen Lesung eines Kapitels aus der Regel des Heiligen Benedikt. Dies geschieht im Kapitelsaal im Osttrakt des Klostergevierts. Zudem wird dort der verstorbenen Mitschwestern und Wohltäter des Klosters gedacht.
Eine besondere Bedeutung hat der Kapitelsaal auch als Versammlungsraum des Klosters. Wichtige Entscheidungen, wie auch Wahlen und Abstimmungen finden dort statt. Bezeichnend für den Mariensterner Kapitelsaal ist sein Kreuzgratgewölbe mit besonders schön gearbeiteten Schlusssteinen.
 
Kreuzgang
Kreuzgang2Der Gang, der alle wichtigen Gemeinschaftsräume miteinander verbindet, heißt Kreuzgang. Diese Verbindungs-funktion zeigt deutlich das Einssein – letztlich in Christus – durch das Kreuz. Der Kreuzgang ist ein so genannter regularer Ort, ein Ort des Schweigens.
Zudem werden dort Prozessionen gehalten. Als Kirche, insbesondere als klösterliche Gemeinschaft, sind wir nicht am Ziel, sondern unterwegs zum Ziel: Christus. Der Endpunkt jeder Prozession ist deshalb die Kirche. Obwohl jeder allein einen Fuß vor den anderen stellen muss, geschieht dies in Gemeinschaft. Wir wissen uns getragen in und von den anderen.
Der Kreuzgang ist quadratisch gebaut; dies ist in der Symbolik das Zeichen für das Paradies. Folglich wird damit auch gezeigt, was ein Kloster sein muss: kein Paradies! Ein irdisches Paradies wäre sehr ernüchternd. Der Kreuzgang will mit seiner Viereckform ein Ausblick sein, ein „Guckloch” ins Paradies, er zeigt auf das Ewige Leben. Besonders deutlich wird dies bei dem Garten, den er umschließt. Kreuzgärten, auch Paradiesgärten genannt, sind meistens besonders schön bepflanzt, so dass der Garten Eden dort, zumindest ein wenig, blüht und duftet.
 
 
 
 
 
Refektorium
„Die Brüder dienen sich gegenseitig, und keiner ist vom Dienst in der Küche entschuldigt, außer er ist krank oder durch eine besonders wichtige Aufgabe beansprucht; denn dieser Dienst hat großen Lohn und vermehrt die Liebe.”
Aus der Regel der Heiligen Benedikt
Das Refektorium, der gemeinsame Speisesaal, von Marienstern wurde im Barock neu gestaltet. Die Mahlzeiten im Kloster sind sehr eng mit der Liturgie verbunden. Das eucharistische Mahl findet seine Weiterführung im gemeinsamen Essen. Umrahmt werden die Mahlzeiten durch Gebete zum Segen und Dank für die Speisen. Während des Essens hört die Gemeinschaft schweigend auf die Tischlesung. So wird nicht nur der Leib, sondern auch der Geist gestärkt.
 
Brunnenhaus
Unmittelbar vor dem Speiseraum diente das Brunnenhaus zur Reinigung vor und nach den Mahlzeiten.
 
Konvent
KonventUnter der Äbtissin Cordula Sommerin (reg. 1716-1746) entstand in St. Marienstern neben dem so genannten „Alten Konvent” der „Neue Konvent”. Diese Gebäude bilden den unmittelbaren Lebensraum der klösterlichen Gemeinschaft. Darin befinden sich die Zellen der Schwestern, Arbeitsräume, die Infirmerie, das Noviziat und natürlich auch die Bibliothek. Das Wohnen und Arbeiten im Kloster hat sich mit der Zeit gewandelt, wie sich auch die Gesellschaft, Wissenschaft und Technik entwickelt haben. Während die Schwestern im Mittelalter alle in einem Raum, dem Dormitorium, schliefen, bewohnt heute jede Schwester einen eigenen Raum, die Zelle. Sie ist ein Stück Privatsphäre, die der heutige Mensch braucht. Auch das Inventar einer Zelle hat sich den jeweiligen Zeiten angepasst, vor allem unter den Aspekten der Hygiene und Wohnlichkeit. Bei aller Schlichtheit und Einfachheit soll sich jede Schwester in ihrer Zelle wohl fühlen.
 
 
 
DormitoriumDormitorium
„Jeder soll zum Schlafen ein eigenes Bett haben. […] Die Mönche seien stets bereit. Auf das Zeichen hin sollen sie ohne Zögern aufstehen und sich beeilen, einander zum Gottesdienst zuvorzukommen.”
Aus der Regel des Heiligen Benedikt
Das Dormitorium ist der Schlafsaal der Gemeinschaft. Im Mittelalter war es üblich, dass die Mönche bzw. Nonnen alle in einem Raum zusammen schliefen. Heute hat jede Schwester einen eigenen Raum, die Zelle. Das Mariensterner Dormitorium befindet sich im Alten Konventgebäude.
 
Abtei
AbteiPforteDen Westen des Klostergevierts bildet die Abtei. Dort wohnt und arbeitet die Äbtissin, die Oberin der Gemeinschaft. Das Gebäude ist eines der ersten, die nach dem 30-jährigen Krieg in Marienstern erbaut wurden.
 
Pforte
„Der Pförtner soll seine Zelle neben der Pforte haben, damit alle, die ankommen, dort immer einen antreffen, von dem sie Bescheid erhalten.”
Aus der Regel des Heiligen Benedikt
Die Klosterpforte bildet eine Brücke zwischen der Abgeschiedenheit des monastischen Lebens und der Welt. Gäste, Besucher und Pilger finden hier ihre erste Begegnung mit den Schwestern.