Wallfahrt

Rosenthal
Vor über 1000 Jahren soll der Ritter Lucian von Zerna einer geheimnisvollen Frau nachgeritten sein, die ihn zu einer einsamen Linde führte und verschwand. Als Lucian seinen Blick erhob, sah er im Geäst ein Bild der Gottesmutter Maria. Er errichtete dort eine hölzerne Kapelle, die bald Gläubige von Nah und Fern anzog.
Das Kloster St. Marienstern, dem die etwa 7 km entfernte sumpfige Flur Rosenthal – abgeleitet vom sorbischen Róžant = Pfahldorf – gehörte, unterstützte die Wallfahrt.
Ziel ist bis heute eine kleine spätgotische Holzfigur der Maria mit dem Kind, auf dem Haupt einen Kranz aus Rosen tragend, in der Hand eine Birne.
Schon im Spätmittelalter war Rosenthal eine vielbesuchte Stätte, in der Barockzeit erlebte der Gnadenort eine Blüte. Allerdings kam es in Fragen der Zugehörigkeit mehrfach zu Streitigkeiten zwischen dem Bautzener Domstift und dem Kloster – Grund waren die Wallfahrtseinkünfte.
An den Marienfesten, an Ostermontag, Pfingstmontag und aus besonderen Anlässen zogen und ziehen die katholischen Sorben alljährlich mit Figuren und Fahnen, singend und betend zur Muttergottes von Rosenthal. Selbst aus Nordböhmen und aus Schlesien kamen Pilger. Sie alle erhofften und erbaten sich hier Heil und Erlösung. Gelöbnisbücher bezeugen die vielen Erhörungen.
RosenthalerMariaDie heutige Wallfahrtskirche ließ Äbtissin Clara Trautmann unter Leitung des Klostersekretärs Heinrich Lob errichten. Im Mai 1945 brannte die Kirche vollständig aus. Das Gnadenbild jedoch überstand die Zerstörung unversehrt und wird auch heute alljährlich von tausenden Pilgern aufgesucht.
Zur Wallfahrtskirche gehört die Administratur, erbaut 1718 unter der Regierung der Äbtissin Cordula Sommerin. Bis 2006 lebte hier eine kleine Gemeinschaft von Zisterziensermönchen. Ihr Mutterkloster war das Kloster Ossegg (Osek) in Nordböhmen, aus welchem sie nach dem Krieg vertrieben wurden.
Seither bemühen sich das Bistum Dresden-Meißen und das Kloster St. Marienstern gemeinsam um die Betreuung der Wallfahrtskirche.
 
Miłosćiła, zhladuj na nas,
maći boža bjezhrěšna!
Wo pomoc će dźěći proša,
hrěšne dźěći z hubjenstwa.
Barmherzige, schau auf uns,
Mutter Gottes, ohne Sünde!
Um Hilfe flehen zu dir deine Kinder,
sündige Kinder aus dem Elend.
Maći boža, Róžeńčanska,
pěstoń swoje dźěći, nas!
Z twojim synom, našim Bohom,
škitujtaj nas kóždy čas!
Rosenthaler Gottesmutter,
behüte uns, deine Kinder!
Mit deinem Sohn, unserem Gott,
beschütze uns zu jeder Zeit.
Michał Nawka,
Wosadnik čo. 574
nach Michael Nawka
Übersetzung: TS