Predigt am 31. Dezember 2023 - Fest der hl. Familie

Aber heute ist es ausnahmsweise mal anders! Sowohl im Buch Genesis als auch im Hebräerbrief war die Rede von Abraham und Sara. Zwei alte Menschen, die uns als Vorbilder des Glaubens vor Augen geführt werden. Die „wider alle Hoffnung“ an Gottes Zusage glaubten und damit bestens gefahren sind. Immerhin kamen sie auf diese Weise noch in hohem Alter zu einem Sohn – auf den sie jahrzehntelang vergeblich gehofft hatten und wo sie eigentlich die Hoffnung längst aufgegeben hatten.

Im Evangelium, das von der Darstellung des Jesuskindes im Tempel von Jerusalem erzählt, sind es wieder zwei alte Leute, eine Frau und ein Mann – auch wenn sie nicht miteinander liiert sind. Simeon und Hanna erkennen in den kleinen Schreihals, den das junge Paar in den Tempel bringt, den Erlöser, den ersehnten Messias. Ihnen gehen die Augen auf – und ihnen gehen die Augen über. Sie dürfen das Heil sehen! Sie nehmen den Heiland in die Arme.

Vorgestern beim Schriftgespräch über dieses Evangelium in Marienthal habe ich gesagt, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass Simeon am nächsten Morgen nochmal aufgewacht ist. Nicht etwa, weil es ihn so aus den Latschen gehauen hat. Sondern weil sein langes Leben in der Begegnung mit dem Jesuskind sich endgültig erfüllt hat. Jetzt kann er, wie er selber sagt, „in Frieden scheiden“ und sein nunmehr zutiefst erfülltes Leben in die Hände des Schöpfers zurücklegen.

 

Wir glauben das ja auch, dass an der Schwelle des Todes, beim Hinübergang in das neue Leben, die hüllenlose Begegnung mit Gott erst möglich wird. Dass sich die Tür zum Leben öffnet und wir dann eintreten dürfen in die visio beatifica, in die selige Schau Gottes. Und unsere lebenslange Hoffnung und Sehnsucht sich in diesem Augenblick wirklich erfüllt.

Manchmal erleben das Menschen, wenn sie beim Sterben eines Nahestehenden dabei sind. Wie sich im letzten Moment ein Lächeln auf das Gesicht des Sterbenden zaubert und uns ahnen lässt, dass ihm die Augen aufgegangen sind auf der anderen Seite des Todes.

So dürfen wir, ob schon alt oder noch was jünger, uns heute von den vier greisen Menschen Mut machen lassen, den Weg des Glaubens voller Zuversicht weiterzugehen. Und auf Jesus schauen, der uns den Weg in die Zukunft weist.

Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht satt sehen;
und weil ich nun nichts weiter kann, bleib’ ich anbetend stehen.
O dass mein Sinn ein Abgrund wär’ und meine Seel’ ein weites Meer, dass ich dich möchte fassen.