Predigt am 29. Oktober 2023 - 30. So. p.a. A

Der Mann fragt weiter: Wer ist mein Nächster? Da erzählt ihm Jesus das Gleichnis vom barmherzigen Samariter – mit der Frage: Wem ist dieser Mann ein Nächster geworden? – Der barmherzig an ihm gehandelt hat.

Der Gesetzeslehrer, der Jesus im heutigen Evangelium begegnet, will ihn allerdings auf die Probe stellen. Da ist also nicht die gute Absicht, den Weg zu einem sinnerfüllten Leben zu finden. Und doch lässt sich Jesus nicht aus der Spur bringen und hält an diesem dreifachen Liebesgebot fest: Liebe Gott, liebe deinen Nächsten, liebe dich selbst. Aber eben: Was nützt diese Erkenntnis, wenn sie nicht in die Tat umgesetzt wird?

Da ist der Abschnitt aus dem Buch Exodus gut gewählt, um uns dabei zu helfen, die Ärmel hochzukrempeln und das Liebesgebot zu verwirklichen. Das Negativbeispiel des Priesters und des Leviten im Gleichnis vom barmherzigen Samariter macht uns ja über-deutlich, dass Frömmigkeit und Gottesdienst allein eben nicht ausreichen und zur Farce werden, wenn wir weggucken, wo Menschen unsere Hilfe brauchen.

Im Buch Exodus sind es die Fremden, also vielleicht Flüchtlinge aus einem Land, wo Krieg herrscht oder Hungersnot oder Naturkatastrophen. Deren Not darf man nicht ignorieren, denen muss selbstlos geholfen werden.

Heutzutage wird oft geschimpft, dass die Ukrainer alles kriegen und es den eigenen Leuten mangelt. Das spricht der biblische Autor auch an, dass darüber die Schwächsten der eigenen Gesellschaft, die Witwen und Waisen, nicht vergessen werden dürfen – denn damals gab es noch keine Sozialhilfe und staatliche Unterstützung. Auch da gilt es also hinzuschauen, wo die steigenden Preise Menschen in Not bringen. Hinzuschauen – und zu helfen. Das Handeln ist gefragt, nicht nur die Erkenntnis der Not. Jeder darf die Ärmel hochkrempeln und sich die Hände schmutzig machen wie der barmherzigen Samariter.

Der hl. Franz von Sales war ein großer Heiliger und durchaus auch ein Mystiker. Aber er war sich sicher, dass ein frommer Augenaufschlag nicht ausreicht, um wirklich Christ zu sein. Deshalb rät er dringend zur „Ekstase der Tat“. Also nicht Verzückungen sind gefragt, sondern ein Außer-sich-Sein im Dienst an unseren Mitmenschen, die unsere Hilfe brauchen. Da selbstlos zur Verfügung zu stehen – so würden wir das Liebesgebot verwirklichen und leben.