Predigt am 22. Oktober 2023 – 29. So. p.a. A

Wenn man bedenkt, dass nicht nur nationale, sondern auch religiöse Identität mit reinspielt in all die Kriege – das ist unfassbar. Da wird Gott instrumentalisiert und zu einem Kriegsgott gemacht.

Wie absurd, dass deutsche Soldaten in den beiden Weltkriegen „Gott mit uns“ als Losung auf der Gürtelschnalle stehen hatten – und damit Krieg irgendwie auch abgesegnet und gutgeheißen wurde. Vermutlich würde der Patriarch von Moskau das auch heutzutage so ähnlich sehen. Als ob Gott Gefallen daran haben könnte.

Und so oft wird Gottes heiliger Name verunehrt und in den Dreck gezogen durch uns Menschen. Ich finde es auch schamlos, wenn auf den Dollarnoten in Amerika steht „In God we trust – wir vertrauen auf Gott“. Also wäre das Geld, der schnöde Mammon also, die eigentliche Gottheit, der wir unseren Wohlstand verdanken.

Es ist gut, wenn sich inzwischen unsere Staaten religiöse Neutralität auf die Fahne geschrieben haben. Die Laizität in Frankreich ist faktisch überall gang und gäbe, und das ist gut so. Trennung von Kirche und Staat. Nein, Gottes heiliger Name gehört nicht auf Kriegsgerät, und auch nicht auf Geldnoten.

So verstehe ich Jesus im heutigen Evangelium, wenn er da scharf trennt zwischen dem, was unsere Bürgerpflicht ist, und unserer religiösen Bindung an Gott. Das sind zwei Paar Schuhe, und das ist gut so. Es ist gut, dass Kirche jegliche weltliche Macht eingebüßt hat und niemandem mehr zu etwas zwingen kann. Und es ist gut, dass der Staat uns als Kirche nicht für seine Zwecke benutzen kann. Das sollte klar voneinander geschieden bleiben – so können wir als Christen am ehesten unsere Sendung in diese Welt hinein verwirklichen. Nicht als Handlanger der Mächtigen, auch nicht als Global Player auf dem Weltmarkt. Sondern als Botschafter des Evangeliums.

Mir hat da gut gefallen, was der hl. Antonius von Padua schon im 13. Jahrhundert zu diesem Jesuswort zu sagen hatte – mir scheint, das hat eine hohe Aktualität. Er schreibt: Wie dem Denar das Bild des Kaisers, so ist unserer Seele das Bild der heiligsten Dreifaltigkeit eingeprägt – Die ganze Dreifaltigkeit hat den Menschen nach ihrem Bild und Gleichnis geprägt – Der Mensch wurde von Gott als „unser Abbild, uns ähnlich“ erschaffen. – Dieses Licht ist das ganze und wahre Gut des Menschen, denn es prägt ihn, wie das Bild des Kaisers den Denar prägt. Deshalb fügt der Herr hinzu: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört“, als wollte er sagen: Wie ihr dem Kaiser sein Bild zurückgebt, so gebt Gott eure Seele zurück, die er durch das Licht seines Angesichtes geschmückt und geprägt hat.

Wenn also Gottes heiliger Name irgendwo aufgedruckt werden soll, dann nicht auf Gürtelschnallen von Soldaten und nicht auf Banknoten. Sondern er sollte auf unserer Stirn geschrieben stehen. Und er sollte verherrlicht werden in unserem Leben. Und er sollte unseren Mitmenschen erkennbar werden in unserem Handeln.