Berufen als Christ

„Nimm mich auf, Herr, nach deinem Wort, und ich werde leben;
lass mich in meiner Hoffnung nicht scheitern.”
(Ps 119,116)
Jeder Mensch auf dieser Erde hat eine Berufung. Wir Christen glauben, dass jeder Mensch von Gott geliebt und gewollt ist und damit eine Aufgabe in dieser Welt hat, die außer ihm niemand erfüllen kann. Gerade im jugendlichen Alter, aber oft auch später, ist es daher dem Menschen eigen, nach „seinem“ persönlichen Weg zu fragen. Was soll mein Leben ausfüllen? In welche Richtung will ich mich entwickeln? Welchen Sinn hat mein Leben, wozu bin ich da? Was will ich? In diesem allgemeinen Sinn hat jeder eine Berufung, die es gilt herauszufinden und zu leben.
Jeder Christ ist berufen, in der Nachfolge Christi zu leben. Weil er in der Taufe ein Teil der Kirche, ein Teil des Leibes Christi geworden ist, soll jeder Christ „ein Leben führen, das des Rufes würdig ist, der an ihn erging“ (vgl. Eph 4,1), schreibt der Hl. Paulus. Es kann passieren, dass jemand den Wunsch verspürt, diese Berufungallgemeine Nachfolge konsequenter und radikaler zu leben. Das kann ein Zeichen sein, dass Gott eine Berufung im engeren Sinne an diesen Menschen richtet. Die Erfahrung einer Berufung und die daraus folgende Entscheidung für einen bestimmten Weg ist immer ein persönlicher Dialog zwischen Mensch und Gott. Deshalb ist es vielen unverständlich, dass sich junge Frauen und Männer zu einem Leben als Priester, als Nonne oder Mönch, oder zu einer anderen Form der engeren Nachfolge Christi entscheiden. Letztlich ist es eine freie Entscheidung des Herzens, keine logisch erklärbare Verstandeshandlung. Wenn Gott ruft, ist es immer ein Mysterium. Auch dem, der diesen Ruf vernimmt. Es liegt an ihm, Antwort zu geben auf das Werben Gottes.
Um seine Berufung zu finden und diese zu prüfen kann man sich dieser Lebensform schrittweise nähern. Jede Ordensgemeinschaft hat dafür zum Beispiel eine recht lange Probezeit vorgesehen, die durch das Kirchen- und Ordensrecht geregelt ist. Das Kennenlernen ist jedoch immer beidseitig zu verstehen: die Gemeinschaft lernt den Ankommenden kennen und prüft seine Berufung, der Ankommende seinerseits lernt die Gemeinschaft kennen und prüft in sich selbst seine Berufung.
Welche Berufungen zu einer engeren Nachfolge es innerhalb der Kirche gibt, Zeugnisse von Menschen, die ihre Berufung entdeckt haben und ihr gefolgt sind, und auch Anregungen, wie man seinen ganz eigenen Weg mit Gott finden kann gibt es auf der Berufungs-Homepage des Erzbistums Köln: https://www.berufen.de/