Ich begrüße Sie alle, die Sie heute Abend nach Marienstern gekommen sind zu einem, wie ich denke, außergewöhnlichem Musikgenuss.
Der Chor des Sorbischen Gymnasiums Bautzen unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Friedemann Böhme hat uns viel Ohrenschmaus vorbereitet.
70 frische, junge Stimmen – schon bei dem Gedanken geht mir das Herz auf.
Sie hätten bei den vielen Angeboten, die es gibt, den heutigen Abend auch ganz anders gestalten können.
Sie haben den Weg zu uns ins Kloster St. Marienstern gewählt.
Als ich mich gedanklich auf diese Begrüßung vorbereitete, stieß ich auf ein Gedicht des amerikanischen Dichters und Poeten Robert Frost, der von 1874 bis 1963 lebte.
„The Road Not Taken“ Es gilt als eines der bedeutendsten amerikanischen Gedichte des 20. Jahrhunderts.
Übersetzt werden könnte es mit:
Die verpasste Straße oder Der unbegangene Weg
Ein Wanderer muss sich an einer Weggabelung entscheiden, welchen Weg er einschlagen will.
Genau wie wir, die oft vor mehr oder weniger alltägliche Entscheidungen gestellt werden. Oft erkennen wir erst im Rückblick, ob der Weg wirklich der Richtige war.
Die letzte Zeile des Gedichtes ist banal und doch ganz wichtig:
Zwei Straßen gingen ab im Wald – Ich nahm den, der weniger begangen war / das hat den ganzen Unterschied gemacht.
Der Weg in ein Kloster als Besucher mag einfach sein.
Dort ein Leben lang auszuhalten, ist etwas ganz anderes.
Fast acht Jahrhunderte haben Menschen hier gelebt.
Sie sind nicht dort hingelaufen, wo „alle“ hinlaufen. Das mag vielleicht unterhaltsam sein, aber Wegweisend ist es in aller Regel nicht.
Ich wünsche Ihnen für die kommende Stunde, dass sie den Unterschied spüren, was es ausmacht, weniger begangene Wege zu gehen, auf denen aber Großes geschehen kann.