Ansprache 5.4.23


Liebe Mitschwestern!
ich kenne einen
der ließ sich von uns die Suppe versalzen
der ließ sich von uns die Chancen vermasseln
der ließ sich von uns das Handwerk legen
der ließ sich für dumm verkaufen
der ließ sich einen Strick drehen
der ließ sich an der Nase herumführen
der ließ sich übers Ohr hauen
der ließ sich von uns klein kriegen
der ließ sich von uns in die Pfanne hauen
der ließ sich von uns aufs Kreuz legen
der ließ sich von uns Nägel mit Köpfen machen
der ließ sich zeigen was ein Hammer ist
der ließ sich von uns festnageln auf sein Wort
der ließ sich seine Sache was kosten
der ließ sich sehen am dritten Tag
der konnte sich sehen lassen
 
Dieses provozierende Gedicht von Lothar Zenetti, des katholischen Priesters, Theologen und Schriftstellers, hat mich getroffen.
Ja, es hat mich wirklich be-troffen gemacht.
Jesus sieht mein Inneres bis in die letzten Fasern meines Körpers.
Er kennt mein Fühlen, Denken, Handeln.
Er kennt meine Schwächen und meine Stärken.
Für mich hat er sich festnageln lassen, er hat sich seine Sache wirklich was kosten lassen.
Der Prophet Jesaja schrieb das schon vor 2700 Jahren:
 
„Wegen unserer Vergehen wurde er gequält und wegen unseres Ungehorsams geschlagen. Die Strafe für unsere Schuld traf ihn, und wir sind gerettet. Durch seine Wunden wurden wir geheilt.“ (Jesaja 53,5)
 
Jesus nimmt mir alles ab, was mir schwer und unmöglich scheint.
Am dritten Tag hat er sich sehen lassen.
Und das bis auf den heutigen Tag.
Was für eine Botschaft. Die Osterbotschaft.
 
Noch einmal möchte ich Lothar Zenetti zu Wort kommen lassen mit Gedanken, die uns die kommenden Tage und dann durch die Wochen der Osterzeit begleiten können:
 
„Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter.
Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer.
Menschen, die aus dem Glauben leben,
sehen alles in einem anderen Licht.“
 
Dieses Licht der Osternacht möge jeden unserer Tage hell und strahlend machen und uns Kraftquelle sein!